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Weiß Gewölbte Decken

Halo-Effekt – Wenn ein einziger Eindruck alles verzerrt

Aktualisiert: 5. Nov.

Hast du dich schon mal dabei erwischt, dass du jemand sofort sympathisch findest, nur weil er oder sie gut gekleidet war? Oder dass du automatisch dachtest, ein Produkt sei gut, nur weil es von einer bekannten Marke stammt? Genau das beschreibt der Halo-Effekt, eine kognitive Verzerrung, die unseren Blick auf Menschen, Marken und Situationen stark beeinflusst.


Definition

«Halo» kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie «Lichthof» oder «Heiligenschein». Beim Halo-Effekt schliessen wir von bekannten Eigenschaften einer   Person, Marke oder Situation auf andere, unbekannte Eigenschaften (Nufer et al., 2019).

Unser Gehirn ist gar nicht in der Lage, in jeder Situation alle Informationen vollständig und rational zu verarbeiten. Um Zeit und Energie zu sparen, greift es zu Abkürzungen und diese basieren oft auf bereits vorhandenen Eindrücken. Wir übertragen also automatisch positive oder negative Eigenschaften auf andere Bereiche, ohne sie wirklich zu prüfen (Nufer et al., 2019).


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Vorkommen im Alltag und Forschung

In der Wirtschaft sieht man den Halo-Effekt oft: Wenn ein Unternehmen sehr gute Umsatzzahlen vorlegt, schliessen Investoren daraus, dass auch das Management brillant ist du die Strategie perfekt funktioniert, obwohl das gar nicht geprüft wurde (Nufer et al., 2019).

Auch in der Politik lässt er sich beobachten: Studien zeigen, dass in Gemeinden mit wenig Ausländern tendenziell mehr Menschen SVP wählen. Oft basieren ihre Meinungen auf Schlagzeilen oder Erzählungen anderer und nicht auf persönlichen Erfahrungen. So werden Eigenschaften von wenigen auf eine ganze Gruppe übertragen (Martig & Bernauer, 2016).

Im Sport gibt es ebenfalls Beispiele: Fans kritisieren den DFB wegen Kommerzialisierung oder hoher Ticketpreise. Wird die Nationalmannschaft aber Weltmeister, nehmen dieselben Fans diese Kritikpunkte plötzlich viel weniger wichtig, der Erfolg «überstrahlt» alles andere (Nufer et al., 2019).

 

 

Marketingbeispiele

Unternehmen nutzen den Halo-Effekt gezielt aus. Ein klassisches Beispiel ist Apple: Die Marke wird mit Innovation und Qualität verbunden und genau das sorgt dafür, dass viele Menschen jedes Jahr das neue iPhone kaufen, ohne sich wirklich mit den technischen Details auseinanderzusetzen.

Auch in der Werbung wird der Effekt bewusst genutzt: Ein bekanntes Gesicht oder ein schickes Design reicht schon aus, um ein Produkt hochwertiger wirken zu lassen, selbst wenn der Inhalt identisch zu einer günstigeren Alternative ist.

Influencer-Marketing funktioniert nach demselben Prinzip. Wenn man einen Creator mag, ist man eher bereit, dessen Empfehlungen zu glauben, selbst wenn es keine objektiven Belege für die Qualität des Produkts gibt.

 

Gefahren

  •   Unüberlegte Entscheidungen: Wir kaufen Produkte oder treffen Entscheidungen, ohne sie objektiv zu prüfen, nur weil der erste Eindruck positiv ist. Typisch: das neueste iPhone, weil «Apple = Qualität».

  •   Übersehen wichtiger Details: Wir konzentrieren uns auf das Markenimage oder einen positiven Eindruck und ignorieren Fakten, die vielleicht dagegensprechen.

  •   Verstärkung von Vorurteilen: Eine einmal gebildete Meinung färbt auf alles andere ab, egal, ob sie stimmt oder nicht.

  •   Weniger Offenheit für Neues: Wir bleiben bei bekannten Marken oder Personen, statt Alternativen auszuprobieren, die vielleicht besser passen.

  •   Leichtere Manipulierbarkeit: Marketing nutzt den Effekt gezielt, um Produkte attraktiver wirken zu lassen und uns zu teureren Käufen zu verleiten.

  •   Emotionen über Fakten: Wir gewöhnen uns daran, nur nach dem «guten Gefühl» zu entscheiden, statt rationale Kriterien zu berücksichtigen.

Prävention

Um nicht in diese Falle zu tappen, hilft es, einen Schritt zurückzutreten.

  •   Bewusst vergleichen: Prüfe vor dem Kauf die Fakten und nicht nur der Markenname.

  •   Unabhängige Quellen nutzen: Test und neutrale Reviews helfen, ein objektives Bild zu bekommen.

  •   Eindrücke hinterfragen: Frag dich selbst: «Will ich das wirklich, oder nur, weil es gut aussieht oder eine bekannte Marke ist?».

  •   Zeit nehmen: Nicht direkt kaufen, sondern erst darüber schlafen. Abstand sorgt oft für klarere Entscheidungen.

  •   Andere Meinungen einholen: Frag Freunde oder schau dir verschiedene Meinungen an, um den eigenen Eindruck zu überprüfen.

 

Fazit:

Der Halo-Effekt zeigt, wie mächtig der erste Eindruck ist und wie sehr er unsere Entscheidungen beeinflussen kann. Manchmal spart er uns Zeit, oft führt er aber dazu, dass wir Produkte kaufen oder Menschen einschätzen, ohne genauer hinzuschauen. Wer sich bewusst macht, dass der Heiligenschein nicht immer die Wahrheit zeigt, kann bessere und vor allem eigene Entscheidungen treffen.

Wie seht ihr das? Habt ihr schon mal etwas gekauft, nur weil die Marke euch sofort überzeugt hat und später gemerkt, dass es gar nicht so besonders war?


Quellen:

Martig, N., & Bernauer, J. (2016). Der Halo‐Effekt: Diffuses Bedrohungsempfinden und SVP‐Wähleranteil. Swiss Political Science Review22(3), 385-408. https://doi.org/10.1111/spsr.12217


Nufer, G., Mariot, D., & Bühler, A. (2019). Existiert ein Halo-Effekt bei Fans im deutschen Profi-Fußball? Ergebnisse einer empirischen Analyse, Implikationen für die Sportmanagement-Praxis und aktueller Bezug. Sciamus-Sport und Management: Fachzeitschrift für Sportmanagement, (1), 1-25. https://doi.org/10.24403/jp.1016308

 
 
 

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