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Weiß Gewölbte Decken

Science Ploitation – Wenn Wissenschaft für Marketing missbraucht wird

Aktualisiert: 5. Nov.

Kennst du das? In einer Werbung steht «wissenschaftlich getestet» oder «auf Basis neuester Studien» und sofort denkst du: «Das klingt vertrauenswürdig, also muss das ja stimmen.» Genau das ist Science Ploitation: Das Vertrauen in Wissenschaft wird ausgenutzt, damit Produkte seriöser wirken, auch wenn es dafür eigentlich keine echten Belege gibt.

 

Definition

Science Ploitation setzt sich aus den englischen Begriffen «Science» (Wissenschaft) und «Exploitation» (Ausnutzung) zusammen. Gemeint ist damit die gezielte Verwendung wissenschaftlich klingender Begriffe im Marketing, um Produkte hochwertiger, sicherer oder wirksamer erscheinen zu lassen, selbst dann, wenn keine soliden Beweise vorliegen (Murdoch, Zarzeczny & Caulfield, 2018).

Der Trick dabei: Begriffe wie «klinisch getestet» oder «wissenschaftlich bewiesen» vermittelt Seriosität. Konsumenten haben gelernt, Wissenschaft mit Wahrheit und Sicherheit zu verbinden. Genau dieses Vertrauen wird missbraucht, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Egal ob es sich um ein Shampoo, ein Nahrungsergänzungsmittel oder ein medizinisches Produkt handelt, sobald das Etikett nach Forschung klingt, wird es automatisch als glaubwürdiger wahrgenommen.


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Vorkommen in verschiedenen Formen

Science Ploitation ist ein Teilbereich der sogenannten Cloaked Science.  Darunter versteht man allgemein den Missbrauch wissenschaftlicher Formulierungen, um politische, ideologische oder finanzielle Ziele zu verschleiern (Nilsen et al., 2022).

Während Cloaked Science sehr breit ist, von Propaganda bis zu Fake Studien, konzentriert sich Science Ploitation auf den finanziellen Nutzen. Es geht darum, mit wissenschaftlichem Vokabular Vertrauen zu schaffen und so Produkte besser zu verkaufen. Ein Produkt muss nicht wirksamer sein, es reicht, wenn es durch ein paar Fachbegriffe so wirkt.


Vorkommen im Alltag

  • Alternative Medizin: Bei Homöopathie oder Akupunktur wird oft mit wissenschaftlichen klingenden Begriffen geworben. Manche Methoden sind belegt, viele aber nicht, trotzdem wirken sie durch das Marketing seriös (Murdoch et al., 2018).

  • Kosmetik: Aussagen wie «von Dermatologen getestet» oder «basierend auf neuesten Studien» sollen sofort Vertrauen schaffen. Dabei ist oft unklar, welche Studien gemeint sind, oder ob es überhaupt welche gibt (Croft, 2025).

  • Politik und Ideologie: Extremistische Gruppen wie White Supremacists nutzen angebliche Studien oder gefälschte Daten, um ihre Ideologien wissenschaftlich aussehen zu lassen. In Wahrheit werden Begriffe verdreht, um Vorurteile zu legitimieren (Daniels, 2009).

 

Gefahren

  • Vertrauensverlust in die Wissenschaft: Wenn Menschen merken, dass Wissenschaft als Verkaufsmasche missbraucht wird, sinkt ihr Vertrauen und genau dadurch haben Fake News und Verschwörungstheorien leichtes Spiel (Caulfield et al., 2019).

  • Verzerrte politische Debatten: Selektive oder übertriebene wissenschaftliche Aussagen könne Diskussionen manipulieren und dafür sorgen, dass wichtige Themen wie Gesundheit oder Umwelt verharmlost werden (Caulfield et al., 2019).

  • Gefährliche Produkte: Unbelegte Therapien oder Mittel werden als «wissenschaftlich geprüft» verkauft. Wer sich davon täuschen lässt, verzichtet womöglich auf wirksame, getestete Behandlungen (Caulfield et al., 2019).

  • Manipulation im Alltag: Konsumenten zahlen mehr für Produkte, die nur so tun, als ob sie wissenschaftlich fundiert wären, auch wenn kein echter Mehrwert dahintersteckt.

 

Prävention

  • Kritisch bleiben: Begriffe wie «wissenschaftlich bewiesen» oder «getestet» sollten immer hinterfragt werden.

  • Quellen prüfen: Am besten direkt in die Originalstudie oder in das Institut schauen, das hinter der Aussage steht.

  • Warnsignale erkennen: Formulierungen wie «auf Basis neuester Studien» oder «von Experten getestet» sind oft ein Hinweis auf Science Ploitation.

  • Vorwissen nutzen: Je mehr man sich selbst mit einem Thema beschäftigt, desto leichter lassen sich übertriebene Behauptungen entlarven.

  • Profis Fragen: Bei wichtigen Entscheidungen, z.B zu Therapien oder Medikamenten, sollte man Immer Ärzte oder Fachleute um Rat fragen.

 

 

Fazit:

Science Ploitation zeigt, wie einfach unser Vertrauen in Wissenschaft missbraucht werden kann, ob Kosmetik, in der Medizin oder sogar in politischen Debatten. Was nach Forschung klingt, ist oft nur ein geschickter Marketing Trick. Wer Aussagen kritisch hinterfragt und sich nicht von grossen Begriffen blenden lässt, schützt sich vor Manipulation und trifft bewusster Entscheidungen.

Wie seht ihr das? Seid ihr schon mal auf ein «wissenschaftlich getestetes» Produkt reingefallen und habt später gemerkt, dass da gar nicht so viel dahinter steckt?


Quellen:


Caulfield, T., Marcon, A. R., Murdoch, B., Brown, J. M., Perrault, S. T., Jarry, J., ... & Hyde-Lay, R. (2019). Health misinformation and the power of narrative messaging in the public sphere. Canadian Journal of Bioethics2(2), 52-60. https://doi.org/10.7202/1060911ar

Croft, A. L. (2025). Big Words in Big Business: How Scienceploitation Has Invaded Consumer Society.


Daniels, J. (2009). Cloaked websites: propaganda, cyber-racism and epistemology in the digital era. New Media & Society11(5), 659-683. https://doi.org/10.1177/1461444809105345


Murdoch, B., Zarzeczny, A., & Caulfield, T. (2018). Exploiting science? A systematic analysis of complementary and alternative medicine clinic websites’ marketing of stem cell therapies. BMJ open8(2), e019414. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2017-019414


Nilsen, J., Donovan, J., & Faris, R. (2022). Cloaked science: the Yan reports. Information, Communication & Society25(5), 598-608. https://doi.org/10.1080/1369118X.2022.2027501

 
 
 

1 Kommentar


Voll interessant! Denkt ihr, dass Social Media heute nicht sogar wichtiger ist als klassische Werbung bei Science Ploitation? Viele Leuten glauben einfach alles, was ihnen emotional von ihrem lieblingsinfluenzer vermittelt wird.

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